„Ich möchte etwas tun und nicht länger zuschauen müssen.” Kay Freudenreich (Freischaffender Musiker und Chorleiter in Ockenheim) ist es wichtig durch Musik und Kunst einen Rahmen zu schaffen, um diese aufwühlenden Zeiten zu verarbeiten.
Mit dem Wunsch ein Benefizkonzert auf die Beine zu stellen, stieß er als Chorleiter des Kirchenchores Ockenheim bei Verein und Vorstand schnell auf offene Ohren. Auch die katholische Kirchenmusik zeigte sich begeistert und weitere Musiker und auch der Förderverein des Kindergartens kündigten an aktiv dabei zu sein. Schnell war klar: Es wird ein Konzert geben, mit nur zwei Wochen Vorbereitungszeit.
“Verleih uns Frieden” so der Leitgedanke der musikalischen Matinée zugunsten der Opfer des Ukraine-Krieges. “Friede” so wünschte sich Kay Freudenreich zu Beginn solle man sich selbst und anderen “verleihen”, er wolle das mit Musik, Kunst und Kultur.
In dem einstündigen Konzert wechselten sich Kirchenchor, Kirchenmusik, Sprecherin Barbara Berlin und kleine, spontan gebildete Ensembles ab. Visuell unterstützt an der Leinwand durch Werke ukrainischer Künstlerinnen und Künstler sowie Streetart sogenannten Murals aus ukrainischen Großstädten.
Die Auswahl von Musik und Bildern neben bewegenden Texten machte die Veranstaltung zu einer bemerkenswerten Mischung unterschiedlicher Genres und führte die Besucher der Matinee von geistlichen Chorwerken über Blues-Arrangements, Gospel und Popsongs bis hin zu komplexen klassischen Werken. Die Ensembles bestehend aus Kirchenchor (Kay Freudenreich), Kirchenmusik (Peter Maier), Dr. Harald Striegler (Cello), Hannah Dickescheid (Schauspielerin) und Barbara Berlin (Sprecherin) führten die aufmerksamen Zuhörer gekonnt durch die 90-minütige Veranstaltung. Immer wieder hörte man Taschentücherpackungen leise rascheln, so auch beim Friedenslied “Sag mir, wo die Blumen sind”.
Nach den Dankesworten von Kay Freudenreich und Anja Petry bat zum Schluss eine Konzertbesucherin, die Ockenheimer Künstlerin Oleksandra Weinheimer, um das Mikrofon. Sie wurde in der Westukraine geboren, wo noch ein Teil ihrer Familie lebt. Am Tag des Kriegsbeginns schrieb ihre Schwester nur ein Wort: „Почалося”. „Begonnen“.
Oleksandra Weinheimer erzählte verzweifelt. Von Facebook, wo man sich früher über Haushaltstipps ausgetauscht – und jetzt über Tipps, einen Luftangriff zu überleben oder wie man sich schützen kann, wenn chemische Waffen eingesetzt werden. Von der ukrainischen Gastfreundschaft, von vielen Flüchtlingen aus der Ostukraine in die Westukraine, die im Land bleiben möchten. Sie bedankte sich sichtlich bewegt für die Veranstaltung, zu der sie besondere Kunstwerke beigesteuert hatte, die gegen Spenden erworben wurden.
Mitwirkende und Gäste hatten im Anschluss an die Matinee die Möglichkeit genutzt, sich bei einem kleinen Umtrunk vor der Kirche auszutauschen. Das Konzept war aufgegangen, jeder fühlte sich vom Konzert angesprochen und bewegt. Als die beiden Vereine anschließend den Spendentopf vor Ort zählten, zeigte sich das auch an der Summe: Sagenhafte 2500 Euro konnten an die Ukraine-Hilfe (Mombach hilft e.V.) gespendet werden.